Was ist
typisch für ein renommiertes Theater? - Profis präsentieren
perfekte Programme! Seit 1994/95 veranstaltet das "fifty fifty"
zusätzlich ein bis zwei Mal im Jahr unter dem Motto "Bühnenfieber"
einen Abend für weniger bekannte bis (noch) gänzlich unbekannte
(Amateur-) Künstler.
Am
Wochenende war nun wieder ein solcher "Bühnenfieber"-Abend:
Von Musik und Tanz über Verkleidung bis hin zu Kabarett war alles
vertreten. Die Themen derer, die sich mit ihrer Kunst der öffentlichkeit
stellten, waren Freundschaft, Liebe, Gesundheit, die aktuelle
Einsparungspolitik, Aldi und Ikea. Zauberkunststücke und Pantomime
scheinen heuer nicht im Trend zu liegen, dafür A-cappella-Gesang
und Tanz.
Im heißen
Rampenlicht
Mit schweiß;nassen
Händen an der Gitarre steht er auf der Bühne im heißen
Rampenlicht und bemüht sich um ein reibungsloses Zusammenspiel von
Griffen und Stimme. Gitarrespielen bedeutet für den
Uhrmachermeister Thomas Mönius, sich gedanklich und emotional vom
Alltag zu befreien. Vor ihm sind bereits die A-cappella-Gruppe
"Gebrüder Sing", ein Kabarettist und "Die Weiße
Rose" mit Musik, Tanz und Verkleidung aufgetreten. Nach ihm
werden zwei junge Frauen tanzen und die zweite A-cappella-Gruppe
"Vocalibre" wird singen. Obwohl er ahnt, dass er in diesem
heiteren Strom von wilder Bewegung, bunten Kostümen und witzigen
Texten mit seinen drei einfühlsamen Songs irgendwie aus der Reihe fällt,
bleibt er sich treu: "Ich möchte das Publikum über die Musik
emotional erreichen."
Es ist erst
sein zweiter Solo-Auftritt. Das letzte Lied ist seine
Eigenkomposition: Seine ausdrucksstarke und warme Stimme erfüllt
den . . . ups, kurzzeitig dunklen Raum! Einfach
weiterspielen . . .! Beleuchtungspanne und unterdrücktes
Gelächter . . . An diesem Abend ist das erlaubt!
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Aufgeregt
sind sie nämlich alle: die Moderatorin, der Veranstalter Andreas Büeler
und die Künstler im Alter von 22 bis 50 Jahren, die im alltäglichen
Leben Studenten, Hausfrauen, Ingenieure, Psychologen, Lehrer, "Siemensianer",
Verkäufer und Fahrradkuriere sind. Dabei ist es nur für den
Diplom-Kaufmann Herbert Antes das erste Mal Bühnenerfahrung! In
acht Tagen stellte er sein Kabarettprogramm auf die Beine und amüsiert
das Publikum nun mit witzig-intelligenten Bemerkungen über das
Frankenland. Politische Witze scheinen heutzutage dagegen nur schwer
verdaulich - das musste auch der geübte Kabarettist Uwe Spinder
erfahren, dessen Darstellung ansonsten durchaus gelungen und
brandaktuell war.
Unkomplizierter
zu genießen sind sicherlich die Tanzvorführungen: Voller Ästhetik
biegen sich die elastischen Körper rhythmisch und größtenteils
gut aufeinander abgestimmt zu exotischer, manchmal leicht
meditativer Musik. "Passion Flamenca" entführt die
Zuschauer außerdem in eine Tanzwelt voller Temperament und
streng-rassiger Erotik. Zum Schluss runden "Die Hugos",
die dritte A-cappella-Truppe, den Abend ab.
Hoffnung auf Kontakte
Insgeheim
bestand bei einigen die Hoffnung auf weitere Kontakte mit Bühneninhabern
und anderen Künstlern: Die Flamenco-Tänzerinnen wünschen sich
weitere Fans und der Uhrmachermeister sucht kompetente Musiker, um
eine Band zu gründen. Sicherlich werden alle irgendwie weitermachen
und ihre künstlerische Tätigkeit ausbauen: Ob es ein Hobby bleibt
oder ob mehr daraus wird, wird sich zeigen!
ANNIKA
FUHRMANN
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